Vorbemerkung
In der japanischen Go-Terminologie wird zwischen Tsumego (詰碁) und (angewandten) Leben und Tod Grundformen (基本死活 Kihon Shikatsu oder 実戦死活 Jissen Shikatsu) unterschieden. Während es bei Ersteren darum geht, aus eigener Kraft die einzige mögliche Lösung zu finden, handelt es sich bei Letzteren um eine vergleichsweise überschaubare Menge von Formen – oft mit mehreren Lösungswegen –, die auswendig gelernt werden. Sie treten so häufig auf, dass es einfacher ist, sie zu erlernen, als sich jedes Mal aufs Neue den Kopf darüber zu zerbrechen. Der Aufwand lohnt sich aus mehreren Gründen: es schult das Auge, die Lesestärke wird grösser, das Tesuji-Repertoire wächst. Dass solche Kenntnisse in Turnierpartien gerade unter Zeitdruck spielentscheidend sein können, versteht sich von selbst. Und schliesslich gilt das Beherrschen dieser Formen als notwendige Grundlage für das Erreichen höherer Dan-Stufen.
Dieser Text hat als Übersetzung eines einzelnen Kapitels aus dem Buch ‘ヨセと死活’, dem 5. Band der Reihe ‘高川囲碁読本’ von Takagawa Kaku, erschienen 1967, begonnen. Takagwa beschränkt sich auf ein für Kyū-Spieler an der Schwelle zum ersten Dan sinnvolles Mass. Weil ich diese Übersetzung aber für mich selber geschrieben habe und mich gerade selber vertieft mit diesem Thema auseinandersetze, habe ich bald damit begonnen, Ergänzungen aus anderen Quellen einzufügen. Das führt zu einem etwas inkonsistenten Ton in den Legenden. Takagawa neigt zum Plaudern, in anderen Büchern herrscht meist ein sachlicherer Tonfall.
Die 6-Punkte-Form ist immer tot
Abb. 1
Wenn es unter allen Leben und Tod Grundformen eine gibt, die es sich einzuprägen lohnt, ist es die sogenannte «6-Punkte-Form», auch «Schlüssel-Form».
Auch wenn Schwarz in dieser Ecke zuerst spielen kann, ist Leben nicht möglich.
Abb. 2
Vergrössert Schwarz seine Innenform mit 1, stirbt die Ecke nach Hane auf 2 und Platzierung des vitalen Punktes auf 4.
Abb. 3
Im Fall von Schwarz 1 wird Weiss 2 zum vitalen Punkt. Bis zu Weiss 6 ist es Schwarz nicht möglich, eine genügend grosse Innenform zu erlangen.
Abb. 4
Schwarz 1 ist ein vitaler Punkt für die Augenform, aber Weiss besetzt sofort den zweiten Punkt, den Schwarz benötigen würde, und so stirbt Schwarz auch in diesem Fall.
Abb. 5
Schwarz 1 ist die aussichtsreichste Form, aber nach Weiss’ gelassener Antwort von 2 bis 6 gibt es auch hier kein Leben.
Ausgehend von dieser Basisform ergeben sich viele nützliche Anwendungen.
Abb. 6
Zur bisherigen Form ist der markierte Stein dazugekommen. Wenn Schwarz zuerst spielt, überleben die Steine. Spielt Weiss zuerst, sterben sie – aber wo beginnen?
Abb. 7
Ist die oben gezeigte Grundform bekannt, so ist leicht nachzuvollziehen, dass die Steine mit dem Hane auf 1 sterben.
Abb. 8
Hier befindet sich der markierte Stein am anderen Ende der oben gezeigten Grundform. Auch hier wird mit dem Hane auf 1 die tote Grundform herbeigeführt.
Variationen der 6-Punkte-Form
Abb. 9
Hier wird die Grundform auf beiden Seiten um einen Stein erweitert. Schwarz lebt bereits. Egal wie Weiss spielt, die Steine sterben nicht.
Abb. 10
Beginnt weiss mit dem Hane auf 1, ist 2 eine gute Antwort. Aufpassen: Spielt Schwarz A statt 2, so kann Weiss mit B ein Kō herbeiführen.
Abb. 11
Beantwortet Weiss den schwarzen Sprung auf 1 mit 2, folgt Schwarz 3. Schwarz 5 ist eine gute Antwort auf Weiss 4. Nach 7 leben die schwarzen Steine.
Abb. 12
Schwarz kann auch mit 1 eine lebendige Form herstellen. Nach Weiss 2 und Schwarz 3 hat Schwarz nichts mehr zu befürchten. Dies dürfte leichter verständlich sein als die vorherige Abbildung.
Abb. 13
Beginnt Weiss mit dem Hane von 1 am unteren Ende der Form, so ist der Sprung auf 2 die beste Antwort.
Abb. 14
Antwortet Schwarz mit 1 und haben die Steine keine Freiheiten nach aussen, so leben die Steine zwar, aber nur in Seki.
Abb. 15
Die weisse Platzierung auf 1 ist ein potentiell verwirrender Zug. Wie kann Schwarz eine lebendige Form herstellen?
Abb. 16
Von 1 bis 5 lebt Schwarz. Beginnt Schwarz stattdessen auf 4, ergibt sich durch den Weissen Hane auf 2 ein Kō.
Abb. 17
Beginnt Weiss mit 1, so ergibt sich diese Sequenz. Nach Schwarz 4 lebt die Form.
Nun stellt sich die Frage, wie die bis hierher gezeigte Form entstehen kann. Dazu einige Beispiele.
Abb. 18
Ausgehend von der Invasion der Ecke mit Weiss 1 ergibt sich bis 10 eine Situation, die so erst einmal stehen gelassen werden kann.
Abb. 19
Später kann Schwarz 1 und 3 spielen, worauf Weiss mit dem Sprung auf 4 lebt.
Abb. 20
Dieses Jōseki führt zur der in Abbildung 6 gezeigten Form. Die Art und Weise, wie Weiss lebt, entspricht Abbildung 13.
Abb. 21
Ein weiteres Beispiel ist das Jōseki, dass sich aus der Invasion des Ōgeima-Jimari ergibt. Vorausgesetzt 9 und 11 sind Sente, so führt 13 zur lebendigen Form aus Abbildung 9.
Abb. 21.1
Dies ist eine Variante dieses Jōseki, die zu der in Abbildung 12 gezeigten Form führt.
Die 8-Punkte-Form
Dieser Abschnitt stammt aus dem Buch ‘基本死活虎の巻’, erschienen im Nihon Kiin Verlag. Takagawa erwähnt diese Form nicht speziell, thematisiert aber einige Varianten davon.
Abb. 8p-1
Wenn Weiss beginnt, stirbt Schwarz. Wo liegt der vitale Punkt dieser Form?
Abb. 8p-2
Weiss beginnt mit Hane und platziert auf 3. Danach sind verschiedene Fortsetzungen möglich, Schwarz ist aber in jedem Fall tot.
Abb. 8p-3
Statt 6 in der vorhergehenden Abbildung probiert es Schwarz mit Hane auf 1. Doch in der Sequenz bis zu 6 stirbt die Ecke eben doch.
Abb. 8p-4
Wenn es Schwarz mit Sagari auf 4 probiert, wird Kosumi auf 5 zum vitalen Punkt. Nun sind A und B Miai und es ergibt sich eine tote Innenform.
Abb. 8p-5
Beginnt Weiss direkt mit der Platzierung, so hat Schwarz mit 2 eine starke Antwort. Die Sequenz bis 8 mündet in ein Kō.
Die Invasion
Abb. 22
In dieser schwarzen Form gibt es eine Schwachstelle. Wenn Schwarz nichts unternimmt, kann Weiss die Ecke töten.
Abb. 23
Nachdem Weiss das Kakari mit einem Sprung beantwortet hat, spielt Schwarz 1 direkt auf den 3–3 Punkt. Dies passiert oft in Spielen mit Vorgabe, deshalb dürften die Farben in den meisten Fällen vertauscht sein. Jedenfalls kommt es auf diese Weise zur Form in der vorhergehenden Abbildung, wobei es zunächst eine Freiheit auf A gibt. Sobald diese besetzt ist, steht das Leben der schwarzen Steine auf der Kippe.
Abb. 24
Wie könnte Weiss nun vorgehen, um die Ecke zu töten? Obwohl es enge Platzverhältnisse sind, darf sich Weiss keine Grobheiten erlauben, sonst stirbt die Ecke eher nicht. Fährt Weiss vulgär mit 1 und 3 drein, so erhält Schwarz mit 4 eine gute Form, die nicht gerade den Eindruck erweckt, als würde sie gleich sterben.
Abb. 25
Will Weiss es auf Biegen und Brechen wissen, so ist die Platzierung von 1 am besten (vgl. Abb. 67). Nach 2 scheint die Verbindung von 3 am aussichtsreichsten, aber bis 6 ergibt sich durch die gequetschten Steine (Oshitsubushi) auf 1 und 5 eine lebendige Form: Spielt Weiss A, antwortet Schwarz nicht auf B, sondern fängt mit 4 zwei Steine.
Abb. 26
Etwas besser scheint die Platzierung von 3, aber Schwarz kann ein Kō herbeiführen.
Anm. Takeshi Aragaki zeigt in 「実戦に役立つ死活反復トレーニング」 eine ausführlichere Variante, in der Schwarz statt 6 auf der entgegengesetzten Seite Atari gibt, Weiss schlägt, Schwarz 6, Weiss schlägt links von 6, Schwarz Sagari, Weiss Sagari – es entsteht ein 2-Stufen-Kō (Schwarz kann einmal Tenuki spielen).
Abb. 27
Nach dem Abtausch von 1 und 2 in Abb. 26 ist Hane auf 1 das Stärkste, was Weiss bieten kann, aber auch hier erhält Schwarz die Möglichkeit, ein Kō herauszuspielen.
Abb. 28
Antwortet Schwarz auf Weiss 1 mit 2, so kommt es bis Schwarz 6 ebenfalls zum Kō auf A. Wie auch immer – wenn es in dieser Form ein Kō gibt, hat Weiss falsch gespielt.
Abb. 29
Richtig ist in dieser Situation, mit kühlem Kopf Hane auf 1 zu spielen. Wie es im Sprichwort heisst: «Im Hane ist Tod.»
Abb. 30
Sollte Schwarz mit 2 antworten, so ergibt sich durch Hane auf 3 …
Abb. 31
… die gute alte 6-Punkte-Form, wie sie bereits weiter oben in Abbildung 7 herbeigeführt wurde.
Abb. 32
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Weiss 1 zu beantworten. Die Variationen, die sich daraus ergeben, sind nicht besonders kompliziert und leicht selbst zu verifizieren. An dieser Stelle beschränken wir uns auf Schwarz 2, ein Zug der auf den ersten Blick Potential für Komplikationen zu haben scheint, aber auch dieser Versuch lässt sich durch die in der nächsten Abbildung gezeigte Sequenz unterbinden.
Abb. 33
Weiss 1 ist gut – auch hier liegt der sprichwörtliche Tod im Hane. Schwarz versucht mit 2 zu verwirren, aber nach Weiss 3 ist die Ecke tot. Vor 3 kann Weiss auch zuerst A gegen B abtauschen.
Abb. 34
Wie eingangs angetönt ist die Freiheit auf A nach der Jōseki-Sequenz offen und die Ausgangslage eine Andere. Um es vorwegzunehmen: Schwarz lebt auch hier nicht ohne Weiteres. Wenn Weiss zuerst spielt, ergibt sich ein Kō.
Abb. 35
Schwarz will hier kein Kō in Kauf nehmen, darum endet das Jōseki in der Regel mit dem Abtausch von 1 gegen 2 – um einen Schnittpunkt auf A herzustellen, bevor Schwarz seine Schwachstelle mit 3 deckt und damit definitiv lebt.
Abb. 36
Wenn Weiss beginnt, kommt es zwar zum Kō – es ist aber nicht ganz einfach. Für Schwarz gibt es verschiedene mögliche Antworten, darum lohnt es sich, diese Sequenzen zu meistern. Auch hier beginnt Weiss mit Hane auf 1. Und auch hier muss sich Schwarz verkneifen, mit A zu antworten, sonst stirbt die Ecke nach Weiss B.
Abb. 37
Die beste, stärkste Antwort für Schwarz ist es, auf 1 zu blocken. Spielt Schwarz stattdessen auf A, so stirbt die Ecke nach Weiss B.
Abb. 38
Nun hat Weiss die Wahl zwischen zwei möglichen Fortsetzungen, die beide zu einem Kō führen. Erstens kann Weiss einfach mit 1 und 3 einen Stein fangen. Dann leitet Schwarz mit 4 das Kō ein und beantwortet Weiss A mit B.
Abb. 39
Die zweite mögliche Sequenz ist etwas schwieriger: Weiss platziert 1. Schwarz kann nur mit 2 antworten, worauf Weiss mit 3 verbindet. Weiss 1 und 3 arbeiten perfekt zusammen, das Kō ist unvermeidlich. Weil 3 für Weiss eine wertvolle Verbindung ist, ist diese Sequenz derjenigen in der vorhergehenden Abbildung vorzuziehen.
Variation der 8-Punkte Form: Ein zäher Kampf ums Überleben
Abb. 40
Obwohl diese Form aufs Minimum reduziert etwas unnatürlich wirken mag, tritt sie im Spiel ziemlich oft auf. Beginnt Schwarz, so sterben die Steine nicht ohne Weiteres. Aber wo beginnen, um zu überleben?
Abb. 41
Was geschieht, wenn Schwarz einfach 1 und 3 spielt? Spielt Weiss Hane auf A, so entsteht die bereits bekannte tote Form (siehe Abb. 8). Statt der soliden Verbindung auf 3 muss sich Schwarz etwas anderes einfallen lassen.
Abb. 42
Auf jeden Fall führt nichts am Abtausch von 1 und 2 vorbei, entscheidend ist die Art und Weise, wie Schwarz danach verbindet. Was die Augenform angeht, erscheint die lose Verbindung von 3 im Vergleich zu jener aus der vorhergehenden Abbildung etwas vielversprechender.
Abb. 43
Weiss tötet die Ecke mit Hane auf 1 und Platzierung auf 3. Die Steine auf 3 und 5 bilden zusammen ein Tesuji, dass sich einzuprägen lohnt. Der Einwurf auf 7 zerstört das zweite Auge. Fängt Weiss diesen Stein mit A, spielt Schwarz B.
Abb. 44
Vor dem abschliessenden Fazit ein kleiner Umweg: Die in den vorhergehenden Abbildungen besprochene Form entsteht, wenn Schwarz die beiden Kakari nicht beantwortet und durch Weiss 1 in der Ecke eingeschlossen wird. Mit dem Kosumi auf 2 kann Schwarz in der Ecke leben.
Abb. 45
Weiss greift mit der Sequenz von 1 bis 7 an. Wenn Schwarz richtig antwortet, überleben die Steine. Aber der Tod lauert beim kleinsten Fehltritt. Schwarz 10 ist ein Irrtum, wie in der nächsten Abbildung deutlich wird.
Abb. 46
Weiss spielt die bereits bekannte Kombination aus Hane auf 1 und Platzierung auf 3 – genau wie in Abbildung 43. Dass Weiss auf Schwarz 4 antworten muss, macht die Steine auch nicht mehr lebendig.
Abb. 47
Die richtige Reihenfolge für Schwarz ist es, Hane auf 1 vor der losen Verbindung auf 3 zu spielen. Nach diesem Abtausch in Sente kann Schwarz den weissen Hane auf 1 mit Umbiegen auf 5 beantworten und leben. Schwarz darf anstelle von 5 auf keinen Fall mit A fangen. Obwohl viele dieses Jōseki kennen, wird an dieser Stelle oft geschludert, also aufgepasst!
Abb. 48
Zurück zum Thema: Sagari auf 3 ist die einzige Möglichkeit, die schwarzen Steine vor dem Tod zu bewahren. Sie leben aber nicht bedingungslos – es kommt zum Kō.
Abb. 49
Es gibt für Weiss zwar verschiedene Möglichkeiten, zu einem Kō zu gelangen, die übliche Sequenz ist aber die Kombination aus 1 und 3, gefolgt von Schwarz 4, Weiss 5 und Schwarz 6. Statt 1 kann Weiss auch mit A oder mit 4 beginnen.
Gerade noch überleben
Abb. 50
Auf den ersten Blick scheinen die schwarzen Steine schlecht dran zu sein. Aber wenn Schwarz am Zug ist, gibt es allem Anschein zum Trotz einen Weg zu bedingungslosem Leben.
Abb. 51
Schwarz 1 zu spielen führt nicht zum Erfolg, aber auch Weiss 2 ist unüberlegt und führt nur zu einem Kō.
Abb. 52
Die Sequenz Weiss 2 bis 6 ist streng und tötet die Ecke. A und B sind Miai.
Abb. 53
Schwarz 1 ist ein ausserordentlicher Punkt – damit lebt Schwarz ohne wenn und aber.
Abb. 54
Spielt weiss Sagari auf 1, so kriegt Schwarz mit 2 Augenform. Weiss A kann sorglos mit B beantwortet werden.
Abb. 55
Versucht Weiss mit 1 einen vitalen Punkt zu treffen, so erhält Schwarz mit 4 ein Auge am oberen Rand. Nachdem Weiss mit 5 zurückkrebst, bildet Schwarz mit 6 eine passgenau lebendige Form.
Abb. 55.1
Hier Frage: Gibt es einen Fehler im Buch und hier wäre ein Kō möglich, bzw. Seki, falls 4 in Abb. 55 Sagari?
Abb. 55.2
Bei Hashimoto wird als Antwort auf 1 diese Variante gezeigt (ohne weitere Fortsetzung). Siehe 詰碁を解くカギ, 橋本宇太郎, S. 137.
Ein Kō
Abb. 56
Diese Form entsteht oft nach einer Invasion. Sie tritt so häufig auf, dass sie allgemein bekannt sein dürfte. Obwohl sie nicht sehr vertrauenserweckend wirkt, kann Schwarz hier immerhin ein Kō herbeiführen.
Abb. 57
Ergänzend sei hier die Situation abgebildet, in der es den dreieckig markierten Stein gibt. Hier kann Schwarz den Abtausch von 1 bis 4 erzwingen und bis 7 bedingungslos leben. Gibt es statt des markierten Steins einen auf A, kommt es aufs Selbe heraus.
Abb. 58
Zurück zur Ausgangsform: Schwarz erhält mit 1 und 3 eine flexible Stellung, die zum Kō führt. Begeht Weiss den Irrtum, mit A zu verbinden, so lebt Schwarz mit der Sequenz B–C–D.
Abb. 59
Weiss kann das Kō nicht vermeiden. Die Schwarzen Steine lassen sich nicht töten. Die Platzierung von 1 ist die stärkste Massnahme gegen diese Form, aber der Stein wird von Schwarz geschluckt und hilft nur beim Leben. Weiss macht mit 1 und 5 zwar noch Druck von aussen, doch mit 6 erhält Schwarz eine perfekt lebende Form.
Abb. 60
Je nachdem, wie stark die Weisse Position ist, ändert sich aber die Lage. Zum Beispiel, wenn es wegen der markierten Steine nach aussen hin kein Aji gibt.
Abb. 61
Die stärkste Antwort auf den markierten Hane ist die Androhung eines Schnitts auf 1. Nachdem Schwarz mit 2 verbindet, springt Weiss mit 3 auf die erste Linie – ein brillanter Zug. Beachten: Spielt Weiss 3 stattdessen auf A, so sind die Steine nicht verbunden. Gibt es also bei B keinen Raum für Komplikationen, so sterben die schwarzen Steine.
Die kleinste lebendige Form
Abb. 62
Auch dies dürfte eine bekannte Form sein. Obwohl es nur drei Steine sind, lebt Schwarz hier einwandfrei. Auch wenn Weiss zuerst spielt, sterben die Steine nicht.
Abb. 63
Diese Stellung entsteht durch eine taktische Sequenz zur Reduktion, die mit dem Kontaktzug am unteren Ende des kleinen Komoku-Shimari beginnt. Antwortet Weiss mit 2, so kommt es bis 5 zur Stellung in der vorhergehenden Abbildung. Ob sich dies lohnt und wann der richtige Zeitpunkt dafür ist, ist von Spiel zu Spiel abzuwägen.
Abb. 64
Spielt Weiss auf 1, so lebt Schwarz mit der losen Verbindung von 2. Nach dem Abtausch von Weiss 3 gegen Schwarz 4 sind A und B Miai. Spielt Weiss statt 3 auf C, antwortet Schwarz auf 4.
Abb. 65
Weiss 1 scheint auch ein starker Zug zu sein, doch Schwarz erspielt mit den raffinierten Zügen von 2 bis 6 ein doppeltes Kō und lebt.
Abb. 66
Hier ist zu betonen, dass auf keinen Fall Schwarz 1 gegen Weiss 2 abgetauscht werden darf. Auf den ersten Blick mag dies nach einem Vorteil für Schwarz aussehen, aber ….
Abb. 67
Nach der vorhergehenden Abbildung kann Weiss mit 1 und 3 ein Kō einleiten. Nach Weiss 7 kann Schwarz aus Mangel an Freiheiten nicht auf A spielen.
Abb. 68
Angewendet auf die Ausgangsform nimmt die gleich Sequenz einen anderen Verlauf. Als Antwort auf Weiss 5 …
Abb. 69
Hier kann Schwarz sorglos mit 1 verbinden. Schlägt Weiss mit 2, so quetscht Schwarz die weissen Steine mit 3.Hätte Schwarz wie in Abbildung 66 gezeigt, A gegen Weiss B abgetauscht, so wäre diese Sequenz unmöglich.
Die «gebogene Vier» in der Ecke
Gemäss den (japanischen) Go-Regeln ist die «gebogene Vier» (engl. ‘bent four’, jap. マガリ四目) als tot zu werten. Weil das Wissen darüber oft unvollständig ist, wird hier das Ganze vollständig hergeleitet.
Abb. 70
Mit dem Begriff «gebogene Vier» ist diese Form gemeint. Diese spezifische Form hat aber mit der eingangs erwähnten Regel nichts mehr zu tun, sie muss ausgespielt werden.
Abb. 71
Als Antwort auf Weiss 1 muss Schwarz 2 opfern – nach Weiss A kommt es zum Kō.
Abb. 72
Tod durch eine gebogene Vier entsteht in dieser Form. Schwarz A wäre Selbstmord und kann deshalb nicht gespielt werden.
Abb. 73
Hingegen kann Weiss den Zeitpunkt für den Abtausch von 1 gegen 2 frei wählen. Nach Schwarz 2 kommt es zum oben erwähnten Kō. Folglich könnte Weiss zuerst alles Nötige unternehmen, um das Kō sicher zu gewinnen, und dann zu einem beliebigen Zeitpunkt 1 spielen. Die Regeln anerkennen dieses Privileg der Wahl und werten die schwarze Gruppe in dieser Stellung als tot, ohne dass die Fortsetzung gespielt werden muss.
Abb. 74
Aus dem gleichen Grund ist Schwarz auch in dieser Stellung durch die gebogene Vier tot. Schwarz kann nirgends spielen, aber Weiss kann jederzeit A und dann B spielen.
Abb. 75
Auch hier kann Schwarz weder A noch B spielen, während Weiss zu einem beliebigen Zeitpunkt mit A die gebogene Vier herstellen kann. Und so ist auch hier Schwarz bereits tot.
Abb. 76
Auch dies ist eine weitere Variante dieser Form. Damit dürfte deutlich werden, dass eine gebogene Vier im Spiel auf ganz verschiedene Art entstehen kann.
Abb. 77
Dies ist ein einfaches Problem, das in einer gebogenen Vier enden kann. Wie kann Schwarz dies verhindern?
Abb. 78
Mit 1 lebt Schwarz auf einfache Weise.
Abb. 79
Schwarz 1, um noch ein bisschen mehr Gebiet zu machen, ist ein äusserst leichtsinniger Zug. Der Kontaktzug auf 2 tötet die schwarzen Steine. Spielt Schwarz auf 3, so resultiert durch Weiss 4 die gebogene Vier.
Abb. 80
Ist die gebogene Vier bekannt, sollte auch nachvollziehbar sein, wie sich diese Form töten lässt (bitte kurz darüber nachdenken).
Abb. 81
Der vitale Punkt ist die Platzierung auf 1. Kennt Weiss die gebogene Vier, so müsste 3 als Antwort auf Schwarz 2 naheliegend sein. Nach 4 und 5 sind die schwarzen Steine tot.
Abb. 82
Eine ähnliche Form wie jene aus der vorhergehenden Abbildung lässt sich aus diesem 4–5-Punkt-Jōseki entwickeln. Nach dem Angriff mit 1 und 3 kann sich für Schwarz ein Problem ergeben.
Abb. 83
Blockt Weiss mit dem dreieckig markierten Stein, so haben die schwarzen Steine keine Augen in der Ecke. Nach 1 und 3 kann Weiss auf A zielen.
Abb. 84
Dies ist ein weiterer Anwendungsfall, der im Zusammenhang mit der gebogenen Vier steht. Welche Zugfolge tötet Schwarz? Dieses Tsumego dürfte eine Stärke von 2–3 Kyū erfordern.
Abb. 85
Weiss 1 scheint den kritischen Punkt zu treffen. Schwarz kappt die Verbindung mit 2. Nun kann Weiss nur mit 3 strecken. Jetzt hat Schwarz mit dem Opfer auf 4 eine gute Antwort. Weiss muss mit 5 fangen, worauf Schwarz mit 6 quetscht und lebt. Spielt Schwarz A statt 4, so entsteht durch Weiss 4 die gebogene Vier.
Abb. 86
Da die Platzierung in der vorhergehenden Abbildung in einem Debakel endet, versucht Weiss den Innenraum von Schwarz mit dem Einwurf auf 1 zu einzuengen. Aber wieder hat Schwarz mit 2 eine brillante Antwort und lebt nach dem Abtausch von 3 gegen 4. Weiss kann nicht auf A verbinden und möchte weinen.
Abb. 87
Nach tiefgreifender Überlegung trifft Weiss mit dem Angriff auf 1 den vitalen Punkt. Schwarz kann keine andere Antwort finden, als seinen Innenraum mit 2 so stark wie möglich zu erweitern. Jetzt platziert Weiss 3 und verbindet mit 5. Es entsteht eine perfekte gebogene Vier.
Abb. Yoon 1
Diese Form wird in Yoon Young-Suns YouTube-Kanal besprochen. Sie entspricht der Form aus Abb. 7, ergänzt um den markierten Stein.
Abb. Yoon 1.1
Aus dem Bauch heraus scheint Weiss 1 eine tote Form zu erzeugen. Aber dank des markierten Steins lassen sich 1 und 3 nicht verbinden, Schwarz lebt.
Abb. Yoon 1.2
Weiss 1 ist richtig. Die Sequenz bis 7 resultiert in einer gebogenen Vier.
Heikle Formen
Abb. 88
Themenwechsel: Zwar scheint die schwarze Ecke zum Überleben gerade etwas zu klein zu sein, ein Kō ist aber möglich.
Abb. 89
Schwarz 1 ist die übliche Massnahme zum Durchhalten. Weiss 2 wird mit 3 pariert, es ergibt sich ein Kō.
Abb. 90
Sucht Schwarz ein bedingungsloses Leben mit 1, kommt es wieder zur gebogenen Vier. Von der Platzierung von 2 bis 8 entwickelt sich eine tote Form.
Abb. 91
Es kann davon ausgegangen werden, dass sich die Ausgangsform durch den Abtausch von Schwarz 1 und Weiss A ergeben hat. In diesem Fall hätte Weiss wohl eine weitere Option gehabt.
Abb. 92
Weiss sollte in Betracht ziehen, einen Stein auf 1 zu platzieren. Wenn Weiss nach der Verbindung auf Schwarz 2 mit 3 blockt, sind die schwarzen Steine tot.
Abb. 93
Sollte Schwarz auf 1 spielen, verlängert Weiss mit 2 – dass sich daraus eine gebogene Vier entwickelt, muss wohl nicht mehr extra erwähnt werden.
Abb. 94
Hier wurde die Ausgangslage in Abbildung 88 ein wenig variiert. Wie kann Schwarz leben? Es ist nötig, einen möglichen Mangel an Freiheiten zu beachten.
Abb. 95
Schwarz darf nicht einfach drauflos spielen, ohne seine Intuition zu überprüfen. Schwarz spielt mit 1 zwar auf einen kritischen Punkt, erleidet durch die Platzierung von Weiss 2 aber Schiffbruch. Nach 3 sterben die schwarzen Steine entweder durch 4 oder durch A. Dies ist der erwähnte Mangel an Freiheiten.
Abb. 96
Schwarz 1 ist die richtige Lösung. Die Freiheit auf A dient als Rettungsleine, die es Schwarz erlaubt, Weiss 4 mit 5 blocken.
Abb. 97
Die schwarze Form hat etwas Freiraum erhalten. Wie könnte nun Weiss die schwarzen Steine töten? Dieses Problem hat im Vergleich zu den bisherigen etwas mehr Biss, möglicherweise braucht es hier 1-Dan-Lesekraft.
Abb. 98
Weiss 1 ist ein scheinbar vernünftiger Ansatz zum Angriff, aber nach Schwarz 2 leben die Schwarzen Steine leider bereits. Schwarz kann statt 2 auch 3 spielen.
Abb. 99
Weiss versucht es mit der Platzierung auf 1. Aber Schwarz 2 ist auch hier eine gute Antwort und jetzt weiss Weiss nicht mehr weiter. Die richtige Lösung folgt in der nächsten Abbildung.
Abb. 100
Die Platzierung von Weiss 1 trifft den vitalen Punkt. Dieser war ja in den vorhergehenden Abbildungen auch jeweils der Punkt, der Schwarz zwei Augen verschaffte. Die Idee, diesen Punkt selber zu erobern, bildet einen vielversprechenden Ausgangspunkt für den Angriff.
Abb. 101
Antwortet Schwarz mit 1, spielt Weiss Hane auf 2. Nach Schwarz 3 und Weiss 4 ergibt sich die gebogene Vier. Zum selber prüfen: Spielt Schwarz 1 auf 2, so sterben die Steine durch Weiss A.
Abb. 102
Statt des Hane auf 2 in der vorhergehenden Abbildung kann Weiss auch Hane auf 1 spielen. Nach Schwarz 4 verlängert Weiss mit 3 in die Ecke. Die Form unterscheidet sich zwar ein wenig, aber auch sie resultiert in einer gebogenen Vier.
Der Messbecher
Die Bezeichnung 一合マス (Ichigō Masu) bezieht sich auf die Grösse und Form eines traditionellen Messbechers.
Abb. 103
Dies ist der berühmte «Messbecher». Obwohl es heisst: «Ein Mass mit einem Schluck» (一口に一合マス), so gilt es, äussere Freiheiten zu beachten, und je nachdem, ob es auf A oder B ein Hane gibt, ergeben sich vielerlei Variationen – alle diese Formen zu meistern ist wahrlich kein Kinderspiel. Um es vorwegzunehmen: Beginnt Weiss, so münden die meisten Variationen in Kō oder Seki.
Abb. 104
So oder so, Schwarz sollte in dieser Situation nicht Tenuki spielen, sondern sich mit 1 schützen, um Probleme zu vermeiden. In den folgenden Abbildungen werden nur die grundlegenden Variationen vorgestellt.
Abb. 105
Zuerst soll gelten, dass alle äusseren Freiheiten besetzt sind und A und B nicht in Vorhand gespielt werden können. Dass der vitale Punkt für einen weissen Angriff 1 ist, versteht sich von selbst.
Abb. 106
Als erste schwarze Antwort kommt mit Schwarz 1 ein vulgärer Zug auf den Tisch. Nach der Sequenz bis 6 sind die schwarzen Steine tot. Daran würde auch etwaige äussere Freiheiten nichts ändern. Hier gilt «ein Auge gegen kein Auge», aber auch mit Freiheiten ergibt sich nur eine tote Innenform.
Abb. 107
Spielt Schwarz nach Weiss 2 Sagari auf 3, sterben die Steine, wenn es keine äusseren Freiheiten gibt. Nach Weiss 4 muss Schwarz auf A spielen, aber Weiss unterbricht mit B und es ergibt sich wieder «ein Auge gegen kein Auge».
Abb. 108
Der Kontaktzug auf 1 ist Schwarz’ beste Antwort. Ab hier ergeben sich eine Vielzahl von Variationen, darum wird hier nur ein Beispiel gezeigt. Das Kō, das sich von Weiss 2 bis Schwarz 7 ergibt, ist aber eine absolut grundlegende Variante.
Abb. 108.1
In 死活小事典 wird diese Variation gezeigt.
Abb. 109
Weiss 1 ist im Zusammenhang mit dem «Messbecher» eine Art Trickzug. In einer Situation, in der Schwarz eigentlich nicht einfach so stirbt, plant Weiss einen Mord durch Übertölpelung. Findet Schwarz aber die richtige Antwort, so lebt die Gruppe bedingungslos.
Abb. 110
Schwarz tappt mit dem Kontaktzug auf 1 in die Falle und stirbt in der Sequenz bis 4.
Abb. 111
Wenn Schwarz auf 1 umbiegt, führen Weiss 1 und 4 zum «ein Auge kein Auge» – Schwarz ist tot.
Abb. 112
Sagari auf 1 ist die richtige Antwort, aber es bleibt kompliziert. Auf Weiss 2 muss Schwarz nämlich erst einmal darauf kommen, 3 zu platzieren. nach Weiss 4 folgt Schwarz 5.
Abb. 113
Auf den ersten Blick scheint es irrational, Weiss die zwei Steine fangen zu lassen, aber mit Atari auf 2 und 4 kann Schwarz überleben.
Abb. 114
Wenn Weiss sich mit 1 nach aussen verbindet, fängt Schwarz mit 2 einen Stein – und auch die zwei weissen Steine in der Ecke sind gefangen. Damit lebt Schwarz.
Im Folgenden geht es um Formen, die am Rand entstehen.
Die Kamm-Form
Abb. 115
Die Form der schwarzen Steine in dieser Abbildung wird umgangssprachlich als «Kamm-Form» (jap. 櫛形 Kushigata) bezeichnet. Es ist eine perfekt lebendige Form. Selbst wenn Weiss zuerst spielt, stirbt Schwarz nicht.
Abb. 116
Überlegt sich Weiss auf Biegen und Brechen einen Angriff, so ist das Erste, was nach einem vitalen Punkt aussieht, der Kontaktzug auf 1. Schwarz überlebt, indem er auf 2 ebenfalls mit einem Kontaktzug antwortet. Den Schnitt auf 3 beantwortet Schwarz mit der Verbindung auf 4.
Abb. 117
Auf den ersten Blick sieht auch die Platzierung von Weiss 1 wie ein vitaler Punkt aus. Aber auch daraus wird nichts, denn Schwarz drückt mit 2 und hat nach dem Abtausch von 1 und 4 einwandfreie Augen.
Abb. 118
Von besonderem Interesse ist die Situation einen Zug vor der Entstehung der Kamm-Form. Sie dürfte relativ häufig auftreten. Antwortet Weiss mit 2 auf Schwarz 1, so lebt Schwarz. Tatsächlich hätte Weiss aber noch die Möglichkeit, Schwarz am Leben zu hindern.
Abb. 119
Wenn die Kammform unvollständig ist und auf A noch kein Stein liegt, hat Weiss Spielraum für einen Angriff. Der vitale Punkt dafür ist die Platzierung von 1. Zwar muss das Kräfteverhältnis um die markierten Steine berücksichtigt werden, aber rein lokal betrachtet sind die schwarzen Steine tot.
Abb. 120
Antwortet Schwarz wie bei der Kamm-Form mit 1, so verlängert Weiss mit 2. Nun haben die zwei weissen Steine aber eine Freiheit mehr als in Abbildung 116 und nach dem Abtausch von 3 und 4 ist Schwarz tot. Bei A gibt es einen Mangel an Freiheiten, auf Schwarz B antwortet Weiss mit A und es entsteht eine tote Innenform.
Abb. 121
Als Antwort auf die Platzierung probiert es Schwarz mit dem Kontaktzug auf 1. Aber auch damit kann Schwarz das Unglück nicht abwenden. Weiss schneidet mit 2 und wieder ergibt sich ein Mangel an Freiheiten.
Abb. 122
In der vorhergehenden Abbildung wurde deutlich, dass der Mangel an Freiheiten der drei schwarzen Steine eine entscheidende Schwachstelle bildet. Aber was, wenn es äussere Freiheiten gibt, wie in dieser Abbildung? Natürlich kommt der Abtausch A–B nicht in Frage. Es gilt, die Kamm-Form zu vermeiden. Und tatsächlich hat Weiss auch hier eine Möglichkeit.
Abb. 123
Weiss probiert es mit der Platzierung auf 1. Kann Weiss Schwarz 4 mit 5 blocken, so kommt es mit Schwarz 6, Weiss 7 zum Kō. Allerdings gilt es noch eine Alternative zu Weiss 5 zu prüfen, die in der nächsten Abbildung gezeigt wird.
Abb. 124
Wenn es die Kräfteverhältnisse auf der rechten Seite erlauben, kann Weiss – statt wie in der vorhergehenden Abbildung zu blocken – den aussergewöhnlich brillanten Kontaktzug auf 1 spielen. Am Ende der Sequenz fängt Schwarz mit 8 die zwei weissen Steine am Rand. Weiss schlägt zurück, und durch die tote 5-Punkte-Innenform ist Schwarz mausetot.
Abb. 125
Diese Form gleicht zwar der Kamm-Form, unterscheidet sich aber inhaltlich fundamental. Antwortet Schwarz auf Weiss 1 mit Sagari auf 2, so sieht die Form auf den ersten Blick noch robuster aus als die Kamm-Form. In Wirklichkeit ist Schwarz jetzt schon durch einen Mangel an Freiheiten todgeweiht. Darum gibt es für Schwarz nur einen Ausweg: Auf Weiss 1 antwortet Schwarz nicht mit 2, sondern mit A. Weiss spielt 2, Schwarz B und es gibt ein Kō.
Abb. 126
Diese Form kann leicht in die Irre führen, aber der Kontaktzug auf Weiss 1 ist gut. Nach Schwarz 2 verlängert Weiss mit 3 und nun kann Schwarz durch den Mangel an Freiheiten nicht auf A spielen – ein perfekter Todesstoss.
Abb. 127
Und nun zu einer Variante der Kamm-Form in der Ecke. Es stellt sich die Frage, wie Weiss könnte angreifen kann? Durch die spezielle Eigenschaft der Ecke unterscheidet sich das Vorgehen von den bisher gezeigten Variationen.
Abb. 128
Auch hier entsteht die perfekte Kamm-Form, wenn Weiss Hane auf 1 spielt. Weiss 1 ist ein Fehler.
Abb. 129
Versucht es Weiss mit dem Kontaktzug auf 1, verbindet Schwarz auf 2 und es wird deutlich, dass Weiss keine gute Fortsetzung hat. Spielt Weiss A, so erhält Schwarz mit B viel Platz für Augen. Spielt Weiss B, so lebt Schwarz mit A.
Abb. 130
Die Platzierung auf Weiss 1 ist nur scheinbar ein vitaler Punkt. Mit 2 lebt Schwarz bereits. Verlängert Weiss mit 3, antwortet Schwarz gelassen mit 4.
Abb. 131
Der vitale Punkt in dieser Form ist schlussendlich der Kontaktzug auf 1. Die schwarzen Steine sterben aber nicht ohne Weiteres, vielmehr ergibt sich ein Kō.
Abb. 132
Antwortet Schwarz mit 2, so kommt Weiss mit 3 und 5 zum Kō. Auch wenn Weiss mit 3 direkt auf 5 Springt, ergibt sich ein Kō. Spielt Schwarz 2 auf A, gibt es ebenfalls ein Kō.
Abb. 133
Diese Form stammt aus einem Spiel des Autors, als er noch als Amateur spielte. Sie ist etwas grösser als die Kamm-Form. Im Endspiel spielt Schwarz die Klemme auf 1, als Endspiel-Tesuji auch ein durchaus sinnvoller Zug.
Abb. 134
Weiss 1 ist eine schlechte Antwort. Aber beide Spieler verkennen den Ernst der Lage. Weiss verliert das Kō auf A und verbindet mit 3 und nach 4 und 5 setzt sich das Spiel an anderer Stelle fort.
Abb. 135
Tatsächlich könnte Schwarz statt 4 in der letzten Abbildung den Kontaktzug auf 1 spielen. Dies würde der in Abbildung 126 gezeigten Sequenz entsprechen. Nach 2 tötet 3 die weissen Steine, das Kō in der Ecke tut nichts zur Sache. Im Spiel des Autors verpassten es beide Seiten, diese Situation richtig einzuschätzen.
Abb. 136
Zur Verdeutlichung: die richtige Antwort auf Schwarz 1 ist die Verbindung auf 2. So lebt Weiss nach 3 mit 4. Antwortet Weiss hingegen mit 3 statt 2, so gibt es die Sequenz Schwarz A, Weiss 4, Schwarz 2, Weiss B, Schwarz C.
Lose und feste Verbindung
Abb. 137
Ob Steine fest oder lose verbunden werden, hat einen entscheidenden Einfluss auf Lebend und Tod. Darum wird es zum Thema der folgenden Abbildungen. Weil der markierte Stein dafür sorgt, dass Schwarz 1 in Vorhand spielen kann, leben die schwarzen Steine.
Abb. 139
Mit der losen Verbindung von Schwarz 1 ist es am einfachsten, Augen zu bilden, deshalb ist sie oft die erste und einzige Wahl.
Abb. 139
Die feste Verbindung von 1 ist kann in Bezug auf die Augenform als die am wenigsten Geeignete bezeichnet werden. In der hier gezeigten Situation leben die Steine zwar nach 3, aber nachdem Weiss mit 4 blockt, ist Tenuki unmöglich. Schwarz muss auf A antworten.Im Vergleich zur losen Verbindung vergeudet Schwarz also einen Zug.
Abb. 140
Spielt Schwarz Tenuki, tötet Weiss mit 1. Der Versuch, mit einem Kontaktzug auf 2 die Form zu retten, scheitert. Mit 3 und 5 mündet die Sequenz in eine tote 5-Punkte-Innenform.
Abb. 141
Eine weitere Art der Verbindung ist Sagari auf 1. Schwarz muss nicht auf 4 antworten, dadurch ist diese Verbindung der festen Verbindung weit überlegen. Im Vergleich zur losen Verbindung bleibt hier ein bisschen Aji. Darum muss die in den folgenden Abbildungen gezeigte Sequenz berücksichtigt werden.
Abb. 142
Weiss 1 ist ein vitaler Punkt, der Schwarz in Schwierigkeiten bringt.
Abb. 143
Schwarz hat keine bessere Option, als mit 2 zu drücken. Der Sprung auf 3 ist ein flexibles Tesuji. Hier kann Schwarz nur mit 4 blocken. Nun stellt Weiss mit 5 einen Mangel an Freiheiten her und bringt Schwarz in eine sehr unangenehme Lage. Schwarz darf sich nicht in Sicherheit wiegen: Verbindet Schwarz auf A, so ergibt sich mit Weiss B eine tote 5-Punkte-Innenform.
Abb. 144
Schliesslich findet Schwarz mit 1 bis 3 einen Weg zum Überleben, aber dafür fängt Weiss die beiden Steine auf der linken Seite. Die Sequenz endet mit Schwarz auf 1 und Weiss A.
Abb. 145
Die folgenden Abbildungen Vertiefen das Thema anhand einer ähnlichen Form. Auch hier kann Schwarz die Verbindung dank des markierten Steins in Vorhand spielen. Danach muss muss zum Leben die Innenform am rechten Rand vergrössert werden.
Abb. 146
Wie bereits gezeigt ist auch hier ist die lose Verbindung richtig. Aber nach dem Abtausch von 3 und 4 stellt sich Schwarz erneut die Frage nach der richtigen Verbindung. Was kann Schwarz tun?
Abb. 147
Hier ist Sagari am vorteilhaftesten. Selbstredend lebt Schwarz auch mit der losen Verbindung auf A. Was aber definitiv am schlechtesten ist, ist die feste Verbindung auf B: Der Kontaktzug auf C tötet Schwarz mit einem Streich.
Abb. 148
Nach dem Sagari kann Weiss einen Stein auf 1 platzieren, den Schwarz mit 2 beantworten muss, und dann erzwingt Weiss A Schwarz B. Hat Schwarz aber anstelle des markierten Steins die lose Verbindung auf C gespielt, kann Weiss wieder auf A beginnen, dann Schwarz D, Weiss E, Schwarz F. Im Unterschied zur Variante mit Sagari kann Weiss in diesem Fall auf beiden Seiten zwingen.
Wo ist die Freiheit? – Die «Zwei-zwei-zwei-Form»
Abb. 149
Variationen dieser Form treten in Partien häufig auf, manchmal mit etwas grösserer Innenform, manchmal mit etwas mehr äusseren Freiheiten. Aber zuerst gilt es, diese grundlegende Form systematisch zu untersuchen.
Abb. 150
Weil alle äusseren Freiheiten komplett besetzt sind, gibt es für Schwarz keine Möglichkeit zu leben. Die lose Verbindung von 1 sieht auf den ersten Blick gut aus, aber nach der Sequenz von 2 bis 6 gibt es keinen Ausweg.
Abb. 151
Dies ist fast die gleiche Form wie in der vorhergehenden Abbildung, mit Ausnahme der Freiheit auf A. Dank dieser Freiheit kann Schwarz eine einwandfrei lebendige Form bilden. Wie könnte Schwarz hier spielen?
Abb. 152
Es stellt sich die Frage, wie die Freiheit genutzt werden kann. Mit der losen Verbindung auf 1 klappt es nicht, die eigentlich lebendigen Steine sterben unnötigerweise. Weiss 2 trifft den kritischen Punkt, die schwarzen Steine sind tot.
Abb. 153
Schwarz versucht, den Innenraum mit Sagari auf 1 zu vergrössern. Diesmal ist der vitale Punkt die Platzierung auf 2. Spielt Schwarz 3, schneidet Weiss auf 4. Nun sind A und B Miai.
Abb. 154
Schwarz 1 ist ebenfalls eine lose Verbindung, aber diesmal ist es der richtige Zug. Auch wenn Weiss mit 2 versucht, die Augenform zu zerstören, bleibt Schwarz genug Handlungsspielraum für Sagari auf 3. Spielt Weiss 3 statt 2, lebt Schwarz noch einfacher mit 2. Die Freiheit auf A erweist sich als Rettungsanker.
Abb. 155
An dieser Stelle sei noch auf eine weitere Variante hingewiesen: Was, wenn Schwarz in der gleichen Situation Sagari auf 1 spielt? Statt darüber nachzudenken, ob dies ein guter Zug ist, gilt es herauszufinden, ob es darauf eine Antwort gibt, die schwarz tötet.
Abb. 156
Weiss 1 tötet. Nach Schwarz 2 spielt Weiss 3, und nach dem ausgezeichneten Anschlusszug auf 5 kann Schwarz aus Mangel an Freiheiten nicht auf A spielen. Weiss darf 3 auf keinen fall auf 4 spielen, sonst lebt Schwarz mit 3. Beginnt Weiss aber auf 3, so ergibt sich nach Schwarz 2 und Weiss 1 die gleiche todbringende Sequenz.
Abb. 157
Hier gibt es statt einer Freiheit den markierten Stein. Aber aus dem gleichen Grund wie vorher ist der vitale Punkt die lose Verbindung auf 1.
Abb. 158
Auf der rechten Seite sind drei Steine aneinandergereiht. Durch Hane auf 1 entsteht wieder die oben gezeigte Grundform. Auch hier ist der Weg zum Leben der gleiche wie oben.
Abb. 159
Dass Schwarz 1 der richtige Zug ist, dürfte leicht nachvollziehbar sein. Spielt Schwarz stattdessen auf A, so schneidet Weiss auf B und Schwarz stirbt.
Abb. 160
Diese Form gleicht jener aus der vorhergehenden Abbildung, nur dass die Freiheit sich nun auf A befindet. Darum muss hier der entsprechende vitale Punkt gewählt werden.
Abb. 161
Spielt Schwarz die lose Verbindung auf 1, so schneidet Weiss auf 2 und droht, die zwei schwarzen Steine auf der linken Seite zu fangen. Weiss kann 4 in Vorhand spielen und Schwarz stirbt.
Abb. 162
Richtig ist deshalb die lose Verbindung auf 1, die der äusseren Freiheit schräg gegenübersteht.
Zwei Fliegen auf einen Streich
Abb. 163
Weiss greift die Augenform von Schwarz an. In dieser bereits sehr engen Innenform muss Schwarz den vitalen Punkt finden, der am besten zur Bildung von Augen dient.
Abb. 164
Zuerst versucht Schwarz, so gut es geht die Innenform so zu vergrössern. Weiss spielt Hane auf 2. Dass es danach keinen Weg gibt, die Schwarzen Steine zu retten, dürfte sich leicht erschliessen.
Abb. 165
Der effektivste Zug zur Bildung von Augen ist die lose Verbindung auf 1. Damit ergeben sich auf A und B je ein Auge. Es gibt keinen anderen Zug für Schwarz, um in dieser Situation zu leben.
Abb. 166
Wenn es den drei Steinen auf der linken Seite an Freiheiten mangelt, hilft auch die lose Verbindung auf 1 nicht. Weiss 2 ist ein gutes Tesuji. Nach Schwarz 3 kann Weiss mit 3 das rechte schwarze Auge zudrücken. Aus diesem Grund ist diese Grundform nicht unter jeden Umständen lebendig.
Abb. 167
Hier ein Beispiel, wie es in einer realen Partie zu dieser Form kommt. Die Sequenz von 1 bis 15 ist ein Jōseki. Nach 14 besteht für das Leben der weissen Steine keine unmittelbare Gefahr mehr. Selbst wenn Schwarz auf A blockt, muss Weiss nicht antworten.
Abb. 168
Hat Schwarz mit dem markierten Stein geblockt und anschliessend auf 1 gespielt, so kann Weiss zwar mit der Sequenz Weiss A, Schwarz B, Weiss C leben, aber Schwarz hat mit D und E auf jeder Seite einen Zwingenden Zug. Wenn Weiss dies vermeiden möchte, ist die vorher gezeigte lose Verbindung auf 2 die richtige Wahl.
Kein Leben
Abb. 169
Diese Form entsteht oft am Rand. Auch wenn Schwarz noch einen weiteren Stein hinzufügen kann, ist mit dieser kümmerlichen Innenform kein Leben möglich. Selbst wenn nicht alle Aussenfreiheiten besetzt wären, gäbe es keine Hoffnung.
Abb. 170
Versucht Schwarz es mit Sagari auf 1, spielt Weiss zuerst Hane und platziert auf 4 – die tote Form schlechthin.
Abb. 171
Schwarz versucht mit Umbiegen auf 1 zu verwirren. Aber auch hier kann Weiss mit 2 die Innenform einengen und nach 3 auf 4 platzieren. Die Kombination von 1 und 3 wird sich aber unter leicht veränderten Vorzeichen als effektiv erweisen. Darum ist es ratsam, sie sich einzuprägen
Abb. 172
Dies ist fast die gleiche Form wie vorher, nur ist der markierte Stein dazugekommen. Dank dieses Unterschieds können die Steine leben, wenn Schwarz zuerst spielt. Die Kenntnis dieser Form gehört in jedes Repertoire. Ist der markierte Stein noch nicht vorhanden, so ist es gut zu wissen, dass es ohne ihn nicht geht (Hane auf A ist äquivalent).
Abb. 173
Um zu leben biegt Schwarz auf 1 um. Wirft Weiss auf 2 ein, so bildet Schwarz mit 3 ein Auge im Inneren. Nach Weiss 4 blockt Schwarz mit 5. Nun kann Weiss nicht auf A verbinden und Schwarz beglückwünscht sich innerlich.
Abb. 174
Schwarz muss auch antizipieren, dass Weiss mit 2 zu verhindern versucht, dass Schwarz zwei separate Augen bildet. Schwarz 3 ist eine besonnene Antwort. Weiss kann nur mit 4 platzieren. Nach dem Abtausch von 5 gegen 6 lebt Schwarz in Seki.
Abb. 175
Schwarz darf auf keinen Fall auf der gegenüberliegenden Seite umbiegen. Weiss antwortet mit Hane auf 2 und kann nach Schwarz 3 das zweite Auge mit 4 zerstören. Merke: Es muss immer auf der gleichen Seite umgebogen werden, wo der markierte Stein liegt.
Abb. 176
Hier gibt es am linken Rand bereit den Hane, aber an der oberen Ecke steht der markierte Weisse Stein. Dies ändert die Situation. In diesem Fall können die schwarzen Steine trotz des Hane nicht leben.
Abb. 177
Umbiegen auf 1 ist der einzige Zug, der nicht sofort als hoffnungslos zu erkennen ist. Aber 2 und 4 bringen Schwarz unsanft zurück auf den Boden der Tatsachen. Bei A gibt es einen Schnittpunkt in der Schwarzen Form. Sobald die sechs Steine auf der rechten Seite im Atari stehen, muss Schwarz auf A verbinden und hat eine tote 3-Punkte-Innenform.
Abb. 178
Gibt es den markierten weissen Stein, so gibt es aus dem gleichen Grund wie in den vorhergehenden Abbildungen kein Leben für Schwarz. Wäre die Freiheit auf A besetzt, so wäre es noch klarer, aber auch so sind die drei Steine auf der rechten Seite nicht nur abgeschnitten, es entsteht auch eine tote 3-Punkte-Innenform.
Abb. 179
Hier geht es um die Frage, wie die angreifende Seite vorgehen soll. Dank des markierten Steins könnten die schwarzen Steine leben, wenn Schwarz zuerst spielt. Aber wie kann Weiss töten? Die Antwort ist einfach: Durch Hane auf 1 stellt Weiss genau die Grundform aus Abbildung 169 her.
Abb. 180
Und nun ein Tsumego zum trainieren: Schwarz beginnt. Die schwarze Form an sich ist tot, aber in der weissen Umfriedung gibt es eine Schwachstelle. Wie kann Schwarz diese Schwäche nutzen, um zu leben?
Abb. 181
Umbiegen auf 1 ist die Lösung. Nach Weiss 2 macht Schwarz ein Auge mit 1 und provoziert damit Weiss 4.
Abb. 182
Nachdem Schwarz mit 1 blockt und Weiss mit 2 verbindet, wirft Schwarz auf 3 ein. Nach Schwarz 5 kann Weiss die vier Steine nicht verbinden, weil Schwarz sonst auf A schneidet. Die Form unterscheidet sich zwar, aber das Prinzip ist das gleiche wie in Abbildung 173.
Freiheiten haben – oder nicht
Abb. 183
Auch diese Form dürfte nicht gänzlich unbekannt sein. Die Frage ist, ob Schwarz bereits lebt. Gibt es beim rechten Teil keine äusseren Freiheiten, so kann Schwarz nicht Tenuki spielen. Gibt es dort Freiheiten, so braucht sich Schwarz nicht weiter zu sorgen.
Abb. 184
Weiss greift mit dem Kontaktzug auf 1 an. Hat Schwarz keine äusseren Freiheiten, so ergibt sich nach 2 und 3 ein Atari und nach 5 ist bereits Schluss.
Abb. 185
Nun gibt es auf A eine Freiheit. Dadurch kann Schwarz es sich erlauben nach 3 auf 4 einzuwerfen. Auf den ersten Blick sieht es aus, als ob sich Schwarz ein Kō eingebrockt hätte, doch dem ist nicht so.
Abb. 186
Mit 1 quetscht Schwarz die weissen Steine von oben und lebt offensichtlich. Nicht zum ersten mal zeigt sich, dass in der gleichen Form das Vorhandensein einer äusseren Freiheit über Leben und Tod entscheiden kann. Es gilt darum immer und unter jeden Umständen zu vermeiden, grundlos Freiheiten zu besetzen.
Abb. 187
Dies ist ein Beispiel dafür, wie die Form aus der letzten Abbildung entstehen kann. Der Kontaktzug auf 1 führt zu einem grossen Kampf, es handelt sich dabei um ein Jōseki. Vor der Fortsetzung in der nächsten Abbildung ein Hinweis zu Schwarz 24: Kriecht Schwarz hier nicht weiter und kann Weiss stattdessen selber auf 24 blocken, dann sterben die schwarzen Steine.
Abb. 188
Bis 9 wird im Zentrum gekämpft, danach sichert Schwarz das Leben der Steine am Rand mit 11 und 13.
Abb. 189
Es mag wie ein unwichtiges Detail aussehen, sollte aber beachtet werden: Kriecht Schwarz nach 1 überflüssigerweise noch einmal weiter auf 3, so erhält Weiss mit 4 zu viel Einfluss – ein Nachteil für Schwarz. Tut dies Schwarz, um nach Weiss A Tenuki spielen zu können, so unterliegt Schwarz einem Lesefehler.
Abb. 190
Spielt Schwarz nach dem markierten Stein Tenuki, so findet die Gruppe durch die elegante Kombination von 1 und 3 einen jähes Ende. Antwortet Schwarz mit 4 anstelle von 2, spielt Weiss 2, Schwarz A, Weiss B